Im März weckten laue Frühlingslüfte nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Trachtengarderobe aus dem Winterschlaf. Was in Schrank und Truhe sorgfältig gelagert den Winter überdauert hatte, musste nun ausgiebig gelüftet und von Motten befreit werden. Dicke Wollröcke, feines Tuch, Jacken, Motzen und Seidenschürzen wurden herausgeholt und aus den Fenstern gehängt. In der Märzsonne wurde für alle sichtbar, was die Garderobe an Kostbarkeiten zu bieten hatte.
„Wir märzen“ lautet daher das Motto der diesjährigen Sonderausstellung, die im Zentrum des 45. Erfurtshäuser Ostereiermarktes steht. Beim Märzen wurden eben gerade die Trachtenteile hervorgeholt, die man nicht waschen, sondern nur lüften konnte. Das Eintauchen in Waschwasser hätte diese Kleidungsstücke für immer ruiniert. So handelt es sich hier um den Sonntagsstaat, der nur zu besonderen Gelegenheiten, an Feiertagen und Festen getragen und gleich nach dem Ereignis wieder abgelegt und aufgehoben wurde, Trachtenteile also, die mit viel Mühe und Liebe zum Detail gefertigt worden sind.
Für die Sonderausstellung hat der Brauchtumskreis daher tief in den Truhen gegraben und zeigt besonders kostbare und gut aufbewahrte Trachtenschätze, die aufgrund des teuren Materials, aus dem sie hergestellt wurden, einmal im Jahr gemärzt wurden.